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Loopingphone in meiner Sammlung |
Ende 1928 werden in schweizer Zeitungen Koffergrammophone gewöhnlicher Bauweise von der Firma PUROPHON beworben.
Die Firma "LOOPINGPHON" tritt hingegen wohl erstmals auf der Funk- und Phonoschau in Berlin auf, welche Ende August 1931 stattfand. Julius Friedrich Meyer wird als der Inhaber im Handelsregister genannt. Dieser stammte aus Passau und eröffnete vorher in Locarno (Schweiz) eine Fabrik für Instrumentenbau am 19.07.1930. Am 02.09.1931 wurde die Firma dann zur Purophon Sprechmaschinen-Fabrikation umgewandelt.
1. Grammophonen (in Kofferform)
2. dazu passendem Zubehör und
3. Radiozubehör (Lautsprecher, elektrische Tonabnehmer zur Schallplattenübertragung)
In den späten 1920ern werden Koffergrammophone immer populärer und vor allem auch hochwertiger. Während elektrische Plattenspieler in den frühen 30ern zwar der neuste Stand der Technik werden, bleiben Koffer aber weiter hoch geschätzt. Die Konkurrenz allein in Deutschland ist enorm, zumal ein harter Preiskampf im Schatten der Wirtschaftskrise herrscht.
Mit einem Alleinstellungsmerkmal betritt also in diesen Jahren die schweizer Firma Purophon, mit Sitz in Locarno, den Markt Deutschland und Österreich. In Berlin wird hierfür eine Fertigungsanstalt eingerichtet. Der Name Loopingphon in Deutschland war wahrscheinlich nötig, da ein kleinerer Instrumentenbauer bereits die Namensrechte für Purophon besaß.
Puro= ital. Rein, unverfälscht etc.
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Titelseite Werbeprospekt 1931 |
Dementsprechend richtet man sich besonders an die Zielgruppe Bootsbesitzer, Auto-Enthusiasten oder (Segel-)Flugzeugpiloten. Wie oft die Käufer dieses Einsatzgebiet nun tatsächlich nutzten, bleibt fraglich. Unter dem Namen Loopingphon wurden nebenbei auch Koffergrammophone mit ganz gewöhnlichem Tonarm gebaut - dies aber wohl in der Minderheit.
Tonarm in fertiger und demontierter Form |
P 200 - Kleiner, gängiger Apparat
P 210 - Mit starkem Doppelfederwerk von Paillard
P 220 - Spielt mit geschlossenem Deckel und kann dabei herumgetragen werden
Das Angebot von Purophon und Loopingphon deckt sich weitestgehend, aber wohl nicht völlig. So sind mir mind. zwei weitere Modelle (mit Schlangentonarm!) bekannt, die es bei beiden Firmen gab.
P220 spielt |
So stammen z.b die Holzgehäuse bei Loopingphon von der Firma JBUS J. Brüning & Sohn. Die Zusammenstellung der Grammophone erfolgte letztlich bei Loopingphon selbst (Lützowstr. 106?).
Dies beweisen gefundene Bezüge und unfertige Koffer, welche Jahrzehnte später auftauchen sollten (siehe „Was blieb von Loopingphon?“). Auch wurde wohl in kleinem Rahmen Sondermodelle hergestellt, die mal mehr und mal weniger stark von den gewöhnlichen Modellen abweichen. Diese tragen auch nicht immer ganz klar erkennbar einen Hinweis auf die Firma. Denkbar, dass sie für den Einsatz auf Messen und als Attraktion im Schaufenster einzelner interessierter Händler bestimmt waren.
Decal, verwendet Anfang 32 |
Für die drei „geläufigen“ Modelle gelten diese Zahlen:
P 200: mind. 1265
P 210: mind. 863
P 220: mind. 412
Einzelne Koffer, gegen Ende der Firmentätigkeit, wurden überhaupt nicht mehr fertiggestellt.
Die Verbreitung der Produkte fand, wie oft in dieser Zeit, noch eher regional statt. Heute finden sie sich zumeist in Berlin und Umgebung wieder. Es ist anzunehmen, dass nicht wenige Apparate in die damaligen und heute verlorenen ostdeutschen Gebiete (z.b Schlesien) gingen.
WAS BLIEB VON LOOPINGPHON?
Schon gegen März 1932 scheint die Firma von Julius Friedrich Meyer in Zahlungsschwierigkeiten zu geraten. Wann genau die Firma, speziell Loopingphon, ihre Geschäftstätigkeiten aufgeben musste, ist bisher nicht genau festzustellen.
Was blieb also neben einem ausgedünnten Bestand von Geräten durch Krieg, Bombenterror, Gebietsverluste…? Auch der Firmensitz ist samt großen Teilen der Lützowstraße bei Bombenangriffen abgebrannt und wich einem farblosen Neubau.
In einem alten Potsdamer Wohnhaus (Baujahr 1936) mit großer Scheune und Kellerkomplex, fanden sich hingegen Mitte der 2010er klägliche Reste an Bauteilen, welche wohl aus dem Besitz der Firma LOOPINGPHON erhalten blieben.
Zwei Generationen von Sammlern lebten in diesem Haus und brachten große Mengen an Trödel, Oldtimern und Antiquitäten zusammen. Der zweiten Generation und dessen Kindern waren die eingelagerten Sachen stets bekannt. Wenig erfolgreich wurden Teile daraus wohl nach der Wende vereinzelt auf Flohmärkten angeboten.
Als sich die Erben des Hauses mit der Entrümpelung beschäftigten, wurden die Holzkisten, Kartons und Reisekoffer mit den Bauteilen entdeckt, doch Mangels Zeit und aufgrund des teilweisen prekären Zustandes schaufelweise (!) entsorgt. So waren Bezugstoffe reichlich vorhanden, doch inzwischen verrottet.
Ganz oder in Teilen wurde dies dann über einen Sammler aus Berlin gerettet und auf einer Verkaufsplattform inseriert, wonach sie in alle Winde verstreut wurden…
Ein weiterer Posten samt unfertiger Kofferkästen, Motoren, Deckelstützen usw wurde von mir aus dem Besitz der Erben erworben.
Ein einziger fertiggestellter (blauer?) Koffer wurde lange vorher auf einem Hausflohmarkt verkauft.
So ist Loopingphon nicht völlig, aber zu einem großen Teil vergessen, in der Gegenwart angekommen. Ich, welcher über ein Forum und den Erwerb großer Teile beider erhaltenen Lagerbestände, auf dieses tolle Nischengebiet kam, setze mich für den Erhalt und die weitere Erforschung der Firma „LOOPINGPHON" ein.
Dabei sollen Informationen in schriftlicher und bildlicher Form der interessieren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und außerdem ein möglichst großer Teil, der noch existierenden Loopingphone, an einem Ort gesammelt und erhalten bleiben.
Auch „Zeugen“ die womöglich in Verbindung mit dem Fund um die Lagerbestände standen oder schlicht Fotos und Erinnerungen an ein „Loopingphon“ haben, werden herzlichst eingeladen mich anzuschreiben. Die kleinsten Bruchstücke können weiterhelfen!
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